Qualitätsinfrastruktur
Ist mein neuer Toaster ein sicheres Gerät? Können Anrufe auf meinem Handy abgehört werden? Kann ich sicher sein, dass das Spielzeug meiner Kinder keine giftigen Materialien enthält?
Die Komplexität der modernen Wirtschaft nimmt zu. Für Viele scheint es unmöglich, alle Antworten auf Fragen wie diese zu kennen. Deshalb spielt eine effektive Qualitätsinfrastruktur heute in vielen Bereichen unseres Lebens eine entscheidende Rolle. Sie schafft Vertrauen.
QI sorgt jeden Tag für unsere Sicherheit
QI ist das System, das die Qualität und Sicherheit von Produkten und Dienstleistungen sicherstellt. Das System umfasst alle dafür notwendigen Schritte: von der Normung und Konformitätsbewertung (Prüfung, Inspektion und Zertifizierung) bis zur Akkreditierung, Metrologie und Marktüberwachung.
Expert*innen und QI-Institutionen arbeiten zusammen, um Menschen, Gesundheit und Umwelt zu schützen. Sie schaffen die Qualität und Sicherheit, die für unseren Alltag und viele Lebensbereiche entscheidend sind - in Produktionsprozessen, am Arbeitsplatz und auf dem Markt. QI spielt eine wichtige Rolle in der Wirtschaft, für Innovationen und im Handel.
1. Normung – Davon profitieren die Wirtschaft und die Gesellschaft
Eine Norm hält Anforderungen für Produkte, Dienstleistungen, Technologien und Prozesse fest. So können diese kompatibel, qualitativ hochwertig und sicher produziert werden. Die Anwendung von Normen ist freiwillig, aber von großem Nutzen. Denn sie gewährleisten Einheitlichkeit und Konsistenz. Davon profitieren Unternehmen und Menschen weltweit.
Für Deutschland spielt die Normung eine wichtige Rolle. Sie schafft einen volkswirtschaftlichen Nutzen von schätzungsweise 17 Milliarden Euro im Land. Das entspricht etwa 0,7 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Normen werden in einem transparenten, konsensbasierten Prozess entwickelt. Alle interessierten Parteien können daran teilnehmen und ihr Fachwissen einbringen. Während die Verwendung von Normen grundsätzlich freiwillig ist, können Regulierungsbehörden die Einhaltung als verpflichtend erklären. Dann wird die Norm zu einer technischen Vorschrift.
Freiwillige und konsensbasierte Normen sind für den öffentlichen Sektor, für Unternehmen und für die Gesellschaft von Vorteil. Sie unterstützen die Regierung bei der Regulierung der Wirtschaft und fördern die Selbstregulierung durch die Industrie.
Sie verbessern die Sicherheit und Qualität von Produkten. So schaffen Normen Vertrauen zwischen den Marktteilnehmer*innen und senken Transaktionskosten. Internationale Normen reduzieren Handelsbarrieren. Mit ihnen können Unternehmen einfacher neue Märkte schaffen oder erschließen.
Normen unterstützen die Verbreitung von Best Practices und modernsten Verfahren. Unternehmen können auf neuesten Technologien und Ansätzen aufbauen und diese weiterentwickeln - das fördert Innovation. Der positive wirtschaftliche Effekt der Normung geht über den Wissensaustausch in der Industrie hinaus: Normen reduzieren zum Beispiel die Zahl der Arbeitsunfälle und sie erhöhen die Lebensqualität.
Das Deutsche Institut für Normung (DIN) und die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE (DKE) sind die anerkannten nationalen Normungsgremien in Deutschland.
Die deutsche Normung spielt international eine wichtige Rolle. Normen bieten eine gemeinsame technische Sprache für Handelspartner weltweit und erleichtern grenzüberschreitende Wertschöpfungsketten. Die Erarbeitung von Normen auf internationaler Ebene ist sinnvoll. Ressourcen werden effizienter genutzt, wenn Expert*innen ihr Wissen international teilen.
2. Konformitätsbewertung - Zuverlässigkeit sicherstellen
Die Konformitätsbewertung überprüft, ob Produkte und Dienstleistungen mit festgelegten Anforderungen übereinstimmen. Diese Anforderungen werden zum Beispiel durch Gesetze, Normen oder andere Vorschriften im Rahmen der technischen Regulierung definiert. Die Konformitätsbewertung ist also ein wichtiges Verfahren für die Prüfung von Qualität und Sicherheit, zum Beispiel von Produkten. Sie erhöht die Zuverlässigkeit und Objektivität.
Die Konformitätsbewertung kann auf Produkte, Dienstleistungen, Systeme, Personen und Stellen angewendet werden. Sie umfasst Tätigkeiten wie Inspektion, Zertifizierung, Kalibrierung und Prüfung.
Für die internationalisierte und moderne Wirtschaft in Deutschland ist die Konformitätsbewertung entscheidend. Damit können öffentliche Ziele, wie der Schutz von Verbraucher*innen und Umwelt, erreicht werden. Sie schafft Vertrauen zwischen den Marktteilnehmenden.
Konformitätsbewertungsstellen sind meist staatlich, können aber auch privat sein. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) führt Konformitätsbewertungen im Bereich des gesetzlichen Messwesens (z. B. von Energiemessgeräten) durch. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) realisiert Konformitätsbewertungen in Bereichen, die für die technische Sicherheit wichtig sind, etwa bei Gefahrgutbehältern (z. B. CASTOR-Behälter) oder explosiven Stoffen. Bekannte private Stellen in Deutschland sind zum Beispiel die Technischen Überwachungsvereine (TÜV) und der Deutsche Kraftfahrzeug-Überwachungsverein (DEKRA).
3. Akkreditierung - Vertrauen schaffen
Die Akkreditierung stellt sicher, dass wir der Konformitätsbewertung vertrauen können. Akkreditierungsstellen bescheinigen die fachliche Kompetenz und Objektivität von Konformitätsbewertungsstellen. Kurz gesagt: Akkreditierungsstellen überprüfen diejenigen, die prüfen. Vertrauen in die Konformitätsbewertung ist unerlässlich, unabhängig davon, ob das Verfahren zum Beispiel für ein Produkt gesetzlich vorgeschrieben ist oder nicht. Mit einem Netz von internationalen Vereinbarungen sorgt die Akkreditierung dafür, dass Konformitätsbewertungen weltweit vergleichbar sind. So werden Konformitätsbewertungsverfahren nicht unnötig zweifach durchgeführt. Das erleichtert den internationalen Handel. Deshalb sind europäischen und deutschen Akkreditierungssysteme international eingebettet.
Alle Konformitätsbewertungsstellen in der EU benötigen eine Akkreditierung. Sie wird von der national zuständigen Akkreditierungsstelle ausgestellt und ist im gesamten Binnenmarkt gültig. Das spart Zeit und Kosten und folgt dem Prinzip: einmal akkreditiert, überall anerkannt. Die Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH (DAkkS) ist die einzige Akkreditierungsstelle in Deutschland.
4. Metrologie - Messen für Wissen
Wiegt 1 kg in einem Land gleich viel wie in einem anderen Land? Zeigt meine Uhr die richtige Zeit an oder komme ich zu spät zum Meeting? Eindeutige Messungen sind entscheidend. Wir sind auf sie angewiesen, damit unsere Gesellschaft und die Wirtschaft effektiv funktionieren. Ebenso entscheidend ist die Wissenschaft des Messens und ihre Anwendungen: die Metrologie.
Messwerte sind ein wesentliches Element der Qualitätssicherung. Sie stehen im Mittelpunkt der Konformitätsbewertung. Die Metrologie gewährleistet die Genauigkeit von Messergebnissen durch deren Vergleich mit nationalen Normen und durch die Kalibrierung von Messgeräten und -verfahren.
Das internationale Einheitensystem (System of Units, SI) stellt sicher, dass Messergebnisse zuverlässig sind. Das System bildet die Grundlage für Messungen weltweit - auch in der EU - und unterstützt den internationalen Handel. Deshalb gibt es in fast jedem Land der Welt ein Metrologie-Institut. Die Institute sind verantwortlich für die Einführung und Verbreitung von Einheiten (zum Beispiel Kilogramm, Meter, Sekunde). Sie arbeiten international zusammen und vergleichen ihre nationalen Messnormen.
Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) ist das nationale Metrologieinstitut Deutschlands und die höchste Instanz für genaue und präzise Messungen. Seit mehr als 50 Jahren teilt die PTB ihre Kompetenz in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Dabei wird sie hauptsächlich vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert. In diesem Zusammenhang unterstützt die PTB Entwicklungs- und Schwellenländer im umfassenden Bereich der Qualitätsinfrastruktur. Oberstes Ziel des Fachbereichs Internationale Zusammenarbeit der PTB ist es, zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklung beizutragen.
5.Marktüberwachung und Produktsicherheit – Fairen Wettbewerb und Sicherheit gewährleisten
Die Marktüberwachung trägt als öffentliches Kontrollelement maßgeblich zu sicheren Produkten auf dem europäischen Binnenmarkt und gleichen Wettbewerbsbedingungen für Wirtschaftsakteure bei. Marktüberwachungsbehörden überprüfen stichprobenartig Produkte darauf, ob sie festgelegte Anforderungen aus europäischem oder deutschem Recht erfüllen. Ist dies nicht der Fall, ergreifen die Behörden geeignete Maßnahmen gegen die jeweiligen Wirtschaftsakteure – insbesondere Hersteller*innen, deren Bevollmächtigte, Importeur*innen, Händler*innen und Fulfillment-Dienstleistende. Bei gefährlichen Produkten können Marktüberwachungsbehörden auch die Rücknahme oder den Rückruf sowie die hoheitliche Warnung vor dem Produkt anordnen. Auch Sanktionen gegen die verantwortlichen Akteure sind möglich. Außerdem informieren sie andere Behörden und die Öffentlichkeit über gefährliche Produkte auf dem Markt. Die Marktüberwachung stellt mithilfe dieser Maßnahmen die Konformität von Produkten sicher und schützt das öffentliche Interesse.
Die EU-Verordnung (EU) 2019/1020 sichert seit 2021 das reibungslose Funktionieren des europäischen Binnenmarktes. Sie modernisierte wesentliche Teile des Rechtsrahmens für die Marktüberwachung in der EU.
Der EU-Marktüberwachungsrahmen wird von den Mitgliedsstaaten umgesetzt. In Deutschland sind dafür die Marktüberwachungsbehörden der Länder zuständig. In einigen wenigen Bereichen übernehmen Bundesbehörden die Marktüberwachung. So verantwortet zum Beispiel die Bundesnetzagentur (BNetzA) den Bereich Funkanlagen. Das Deutsche Marktüberwachungsforum (DMÜF) des BMWK berät die Bundesregierung in Fragen der Marktüberwachung und koordiniert sektorübergreifende Themen. Die Zentralstelle der Länder für Sicherheit (ZLS) übernimmt koordinierende Aufgaben im Auftrag der Marktüberwachungsbehörden der Länder im Rahmen des Produktsicherheitsgesetzes.