Konformitätsbewertung und Akkreditierung schaffen Vertrauen

Mexiko

Der dritte Workshop in der Reihe "Ein systemischer Ansatz zur Qualitätsinfrastruktur" hat die QI-Elemente Konformitätsbewertung und Akkreditierung beleuchtet. Die Teilnehmenden gingen dabei auf den mexikanischen, deutschen und europäischen Kontext ein.

Die Reihe: Ein systemischer Ansatz zur Qualitätsinfrastruktur (QI) wurde mit dem dritten Workshop fortgesetzt. Dieser Workshop befasste sich mit der Konformitätsbewertung und Akkreditierung im mexikanischen, deutschen und europäischen Kontext. Beide Elemente sind im Qualitätsinfrastruktursystem grundlegend. Mehr als 250 Personen nahmen aktiv am Workshop teil, um die Beiträge hochrangiger Vertreter*innen aus dem privaten und öffentlichen Sektor beider Länder zu hören.

 

Konformitätsbewertung spielt eine wichtige Rolle bei der Durchsetzung öffentlicher Interessen wie dem Schutz von Verbraucher*innen und der Umwelt. Außerdem schafft sie Vertrauen zwischen den Marktteilnehmenden. Akkreditierung wiederum stellt sicher, dass die Konformitätsbewertungsstellen (KBS) unabhängig und kompetent handeln. Beides ist entscheidend für eine effiziente und funktionierende QI. Auf diese Weise kurbeln sie die Wirtschaft und Innovationen an.

 

Konformitätsbewertung und Akkreditierung tragen auch dazu bei, auf internationaler Ebene Vertrauen zu schaffen und den Handel zu erleichtern. Dies gilt insbesondere in Zeiten zunehmend digitalisierter Wertschöpfungsketten und des internationalen Online-Handels. Eine international anerkannte Akkreditierung erhöht das Vertrauen in die Konformitätsbewertung. Zudem erspart sie die Wiederholung von Prüfungen - das schafft Effizienz und vermeidet unnötige Kosten. Der Workshop ging auf all diese Aspekte ein.

 

Mr Boris Boehme (BMWi) und Mr Alfonso Guati Rojo (SE)
v. l. n. r.: Boris Böhme (BMWi), Alfonso Guati Rojo Sánchez (SE), © GIZ - GPQI

Alfonso Guati Rojo Sánchez, Abteilungsleiter für technische Regulierung und Normung im mexikanischen Wirtschaftsministerium (Secretaría de Economía - SE), und Herr Boris Böhme, Leiter des Referats IKT Technische Regulierung und Normung, Produktsicherheit, Marktüberwachung des deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), eröffneten den Workshop. Sie stellten die Rolle der Konformitätsbewertung und Akkreditierung im Qualitätsinfrastruktursystem ihrer jeweiligen Länder vor.

 

Vertreter*innen von Regierungsbehörden, relevanten QI-Institutionen und der Privatwirtschaft vervollständigten das Podium. Für die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) sprachen Wolfram Hartmann, Leiter Geschäftsentwicklung / Ausschusspolitik, und Alexander Perdoni, Referent Internationale Akkreditierungspolitik. Die mexikanische Seite wurde durch Maribel López, Geschäftsführerin, der mexikanischen Akkreditierungsstelle (ema) und Martín Flores, Geschäftsführer der mexikanischen Akkreditierungsstelle (MAAC) vertreten. Sie erläuterten, wie Akkreditierungsstellen in Mexiko und Deutschland organisiert sind.

 

Begleitet wurden sie von Juan Manuel Rosales, Präsident des Mexikanischen Rats für Normung und Konformitätsbewertung (COMENOR) und Pia Kathöfer, Koordinatorin Corporate Regulatory Affairs bei TÜV Rheinland, aus dem Bereich Konformitätsbewertung. Sie gingen auf die Bedeutung der Konformitätsbewertung in beiden Ländern ein.

 

Dr. Sarah Brückner, Leiterin der Abteilung Technik, Umwelt und Nachhaltigkeit, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) und Dr. José Zozaya, Präsident des mexikanischen Verbandes der Automobilindustrie (AMIA), tauschten sich stellvertretend für die Wirtschaft aus. Sie beschrieben die Rolle und den Umfang des Privatsektors bei der Konformitätsbewertung in Mexiko und Deutschland. Außerdem betonten sie die Vorteile, die Unternehmen daraus entstehen.

 

Raúl Romero Anaya, QI-Koordinator der SE, ergänzte die Beiträge aus staatlicher Sicht. Er erläuterte detailliert den rechtlichen Akkreditierungsrahmen in Mexiko sowie deren Bedeutung für den globalen Handel.

 

Graphic memory keynotes conformity assessment and accreditation workshop
© GIZ - GPQI/Reilly Dow

Ein Überblick zu Konformitätsbewertung und Akkreditierung in Deutschland und Mexiko

Laut Boris Böhme stärkte der New Approach seit den 1980er Jahren Konformitätsbewertung und Akkreditierung in der EU. Im Jahr 2008 wurde mit der europäischen Verordnung (EG) Nr. 765/2008 ein einheitlicher Rechtsrahmen für die Akkreditierung geschaffen. Damit wurde die Akkreditierung als Verfahren zum Nachweis der fachlichen Kompetenz von Konformitätsbewertungsstellen sowohl im regulierten als auch im nichtregulierten Bereich gefestigt.

 

Während es bei der Akkreditierung nur eine Akkreditierungsstelle pro Land gibt, ist die Situation bei der Konformitätsbewertung anders. Hier gibt es drei relevante Akteure: Hersteller, Gesetzgeber und KBS. Der Hersteller ist dafür verantwortlich, dass sein Produkt sowohl in der Entwurfs- als auch in der Produktionsphase einer Konformitätsbewertung unterzogen wird. All dies muss geschehen, bevor das Produkt auf den Markt gebracht wird.

 

Wie Alfonso Guati Rojo (SE) berichtete, stellt das Konformitätsbewertungsmodell in Mexiko im Rahmen des Qualitätsinfrastrukturgesetzes die Einhaltung technischer Vorschriften (NOM), Normen (NMX) und anderen gesetzlichen Bestimmungen sicher. Dies wird durch Stichproben, Tests, Kalibrierung, Zertifizierung und Inspektion erreicht. Die Konformitätsbewertung in Mexiko ist überwiegend privatwirtschaftlich orientiert. Die meisten der mexikanischen KBS sind kleine und mittlere Unternehmen. Sie sind in Zertifizierungsstellen, Inspektionseinheiten, Kalibrier- und Prüflaboratorien organisiert.

 

Das Akkreditierungsmodell in Mexiko ist dem mexikanischen Recht untergeordnet und wird auch international anerkannt. Es fördert die Entwicklung besserer Produkte und Dienstleistungen durch die Einhaltung lokaler und internationaler Vorschriften. Die Genehmigung für Akkreditierungsstellen erteilt das Wirtschaftsministerium. Nur in Ausnahmefällen sind die Behörden für technische Regulierung befugt, die KBS zu akkreditieren.

 

Hochrangige Vertreter*innen aus dem privaten und öffentlichen Sektor von Mexiko und Deutschland
Hochrangige Vertreter*innen aus dem privaten und öffentlichen Sektor von Mexiko und Deutschland. Screenshot © GIZ - GPQI

Zwei Länder – zwei unterschiedliche Herangehensweisen

In Deutschland und der Europäischen Union (EU) gibt es nur eine Akkreditierungsstelle pro Land. Grund dafür ist der Wettbewerbsverbot. Dadurch soll die Qualität der Akkreditierung gesichert werden. In Mexiko gibt es nach 22 Jahren nun zwei Akkreditierungsstellen (ema und MAAC). Daneben es gibt weitere, die noch auf ihre Zulassung warten. Aus mexikanischer Sicht ist der Wettbewerb wünschenswert, da er die Akkreditierungsstellen dazu bringt, Innovation und Qualität ihrer Dienstleistungen voran zu treiben. Unabhängig davon gewährleisten strenge Behördenaufsicht und gründliche Peer-to-Peer-Evaluierungen die Qualität der Akkreditierung. Auf internationaler Ebene übernimmt dies das International Accreditation Forum (IAF) und die International Laboratory Accreditation Cooperation (ILAC).

 

Juan Manuel Rosales betonte, dass Konformitätsbewertung Vertrauen schafft - für Verbraucher*innen und für weitere Interessengruppen. Sie verschafft Unternehmen und Märkten einen Wettbewerbsvorteil. Darüber hinaus hat sich Mexiko zu einem der führenden Länder im produzierenden Gewerbe entwickelt. Die KBS fördern somit Märkte. Pia Kathöfer erläuterte die Konformitätsbewertungsprozesse in der EU und in Deutschland. Sie betonte, dass der Gesetzgeber geeignete Module auswählt, um die spezifischen Bedürfnisse des jeweiligen Sektors zu erfüllen. Dabei müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden: die Art der Produkte und die damit verbundenen Gefahren, die Auswirkungen auf den Schutz des öffentlichen Interesses und die Herstellungsverfahren.

 

Aus Sicht der Industrie erklärte Dr. Zozaya, dass auf nationaler Ebene die Konformitätsbewertung Produktqualität verbessert. Sie fördert die Nachhaltigkeit und erhöht die Produktivität. Auf internationaler Ebene erleichtert Konformitätsbewertung den Exporteuren den Zugang zu globalisierten Märkten und verbessert die Fähigkeit von Unternehmen, an globalen Wertschöpfungsketten teilzunehmen. Dr. Brückner betonte, wie wichtig es für Unternehmen ist, ein einheitliches QI-System zu haben, das ein innovationsfreundliches Umfeld ermöglicht und gleichzeitig überprüfbar ist.

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