Deutsch-mexikanischer Austausch zu QI im Bahnwesen

Mexiko

In den ersten drei Workshops der Reihe „Quality Infrastructure in railway systems: experiences in Mexico and Germany“ tauschten Expert*innen ihre zentralen Strategien, Best Practices sowie Ansichten über neueste Technologien aus. Zu den Themen gehörten Bahninfrastruktur, Schienenfahrzeuge, Signaltechnik und Kontrollsysteme. Ziel der Workshops ist es, Möglichkeiten zur Harmonisierung mexikanischer technischer Vorschriften und Normen mit internationalen Standards zu identifizieren. Dies trägt dazu bei, die Qualität und Sicherheit des Schienenverkehrs in Mexiko zu verbessern.

Screenshot des ersten Workshops zu Bahninfrastruktur
Expert*innen tauschten auf dem ersten Workshop Erfahrungen und Best Practices im Bereich Bahninfrastruktur aus. © GPQI-GIZ

Der erste Workshop beleuchtete das Thema Bahninfrastruktur

Die erste Veranstaltung der Workshopreihe am 12. Oktober 2021 befasste sich mit Bahninfrastruktur. Zur Einführung gaben Luis Borbolla, Mario González und Carlos Espinoza von Grupo Indi einen Einblick in den Rechtsrahmen des mexikanischen Bahnverkehrs. Sie erläuterten, wie die nationale Bahninfrastruktur organisiert ist, und zeigten auf, wie sie verbessert werden kann. Borbolla betonte, dass die technische Regulierung dazu von grundlegender Bedeutung sei: Sie gibt konkrete Anforderungen vor und bestimmt, wie diese eingehalten werden.

 

Aus deutscher und europäischer Sicht stellte Jorge Rios von der Deutschen Bahn (DB) Herausforderungen bei der Entwicklung von Bahninfrastrukturprojekten vor. Dazu gehören das Gleichgewicht zwischen kurz- und langfristigen Zielen sowie Interoperabilität. Zudem müssten Verantwortlichkeiten innerhalb der Wertschöpfungskette des Schienenverkehrs klar definiert und Trassenpreise festgelegt sein. Außerdem präsentierte Rios, wie der Bahninfrastrukturbetrieb finanziell nachhaltig gestaltet werden kann.

 

Oscar Sander und Bernhard Höger von der DB erläuterten, wie das deutsche Bahnsystem aufgebaut ist. Sie betonten die Vorteile moderner und innovativer Bauverfahren für komplexe Bahnsysteme. Die detaillierte Planung und Gestaltung neuer Infrastrukturen seien besonders wichtig. "Eine gute Regulierung des Eisenbahnsystems ist wichtig, um Sicherheit zu gewährleisten", schlussfolgerte Höger. Arnoldo Lanzarin von Grupo GCL stimmte zu, dass eine umfassende strategische Planung der Schlüssel für ein erfolgreiches Infrastrukturprojekt ist. Lanzarin wies darauf hin, dass der rechtliche und regulatorische Rahmen sowohl für den Personen- als auch den Güterverkehr gestärkt werden müsse. Auf diese Weise könne die Sicherheit des gemischten Betriebs verbessert werden.

 

Abschließend fasste Dr. David Camacho von der mexikanischen Regulierungsbehörde für den Schienenverkehr die Bedeutung der Workshops zusammen: Sie tragen dazu bei, den Bedarf für Verbesserungen im Bereich Regulierung und Konformitätsbewertung zu ermitteln. Das übergeordnete Ziel sei es, mithilfe von QI eine optimale Nutzung der Bahninfrastruktur zu ermöglichen.

 

Screenshot der Präsentation zu Methoden der Bahnüberwachung
Rolando Valle erläuterte die verschiedenen Methoden der Bahnüberwachung. © GPQI-GIZ

Der zweite Workshop war Schienenfahrzeugen gewidmet

Der zweite Workshop fand am 23. November 2021 statt. Carsten Puls (DB) stellte die sozialen, wirtschaftlichen und technischen Faktoren für die Auswahl von Schienenfahrzeugen vor. Rolando Valle vom Projekt Línea 4 der Stadtbahn in Guadalajara sprach über die Instandhaltung von Schienenfahrzeugen und Bahninfrastruktur in Mexiko. Valle betonte, dass das Thema Instandhaltung schon bei der Entwicklung technischer, funktionaler und regulatorischer Spezifikationen beginnt. Daher müssten die Fachkräfte für Instandhaltung bereits bei der Festlegung der Spezifikationen einbezogen werden.

 

Screenshot von der Präsentation zur Energieeffizienz des Schienenverkehrs
Carsten Puls beleuchtete die Energieeffizienz des Schienenverkehrs im Vergleich zu anderen Arten des Landverkehrs. © GPQI-GIZ

Jorge Ríos und Damian Albuerne von der DB stellten internationale Best Practices für die Beschaffung von Schienenfahrzeugen vor. Sie informierten außerdem darüber, welche Umweltauswirkungen intelligente Schienenfahrzeuge (z. B. elektrische und wasserstoffbetriebene Züge) haben. Puls wies darauf hin, dass die Bahn eines der energieeffizientesten Verkehrsmittel ist. So könne der Schienenverkehr eine wichtige Rolle beim Klimaschutz spielen. Die Referent*innen betonten, dass man sich auf die Nutzer*innen konzentrieren müsse, um erfolgreich zu sein.

 

Der dritte Workshop fokussierte sich auf Signal- und Steuerungssysteme

Im Zuge des dritten Workshops am 15. Februar 2022 ging John Orozco (DB) näher auf Signal- und Leitsysteme ein. Er erläuterte die strecken- und fahrzeugseitigen Signalanlagen, die erforderlich sind, damit Bahnsysteme optimal und sicher funktionieren.

 

Ríos erklärte die Rollen der Hauptakteure des Bahnsystems – Betreiber*innen, Hersteller*innen und Regulierungsbehörden – und deren Zusammenspiel. Die Normung unterstütze laut Ríos die effiziente Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren. So gilt beispielsweise die europäische Norm EN 50126 „Spezifikation und Nachweis von Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Instandhaltbarkeit und Sicherheit für Bahnanwendungen (RAMS)“ für das gesamte Bahnsystem. Speziell für das Signalsystem hob Ríos die Normen EN 50128 für Software, EN 50129 für elektronische Systeme für Signaltechnik sowie EN 50159 für die Kommunikation in Übertragungssystemen hervor.

 

Martin Castro und David Celestino von Siemens stellten die in den USA verwendeten Zugsicherungssysteme und Sicherheitsstufen – Positive Train Control (PTC), Advanced Civil Speed Enforcement System (ACSES) und AREMA – dem Europäischen Zugsicherungssystem (ETCS) und den europäischen CENELEC-Sicherheitsstufen gegenüber.

 

Foto der Referent*innen des dritten Workshops zu Signal- und Kontrollsystemen
Expert*innen tauschten ihre Ansichten über zukünftige Anpassungen der Signalsysteme aus. © GPQI-GIZ

Daniel Nottarp (TÜV Rheinland) erläuterte die in Mexiko verwendeten Signalsysteme. Er beschrieb die Rolle eines Independent Safety Assessors (ISA) wie TÜV Rheinland. ISAs führen Konformitätsbewertungen im Rahmen des Sicherheits- und Qualitätsmanagementprozesses durch. Sie bewerten auch die Einhaltung von Produkt- und Sicherheitsanforderungen.

 

Die Workshop-Teilnehmenden waren sich einig, dass es von entscheidender Bedeutung ist, bei der Entwicklung lokaler technischer Vorschriften und Normen internationale Best Practices und Erfahrungen zu berücksichtigen. Internationale Erfahrungen können auch bei der Entscheidung helfen, welche Signal- und Kontrollsysteme in Mexiko eingeführt werden sollen. Alle relevanten Stakeholder sollten in den Prozess einbezogen werden. Die Expert*innen rieten dazu, die Kapazitäten der Konformitätsbewertungsstellen zu stärken. Auf diese Weise kann die Einhaltung der Vorschriften gewährleistet werden.

 

Was kommt als Nächstes?

Die nächsten Workshops der Reihe werden sich mit den Themen (4) Betrieb, (5) Konformitätsbewertung und Überwachung, (6) Risiken und Bahnunfälle sowie (7) Umweltmanagement befassen. Die Termine werden auf der LinkedIn-Seite und der Website des GPQI bekannt gegeben.

 

Im Rahmen des Deutsch-Mexikanischen Dialogs zu Qualitätsinfrastruktur wird diese Workshop-Reihe gemeinsam mit der mexikanischen Regulierungsbehörde für den Schienenverkehr (Agencia Reguladora del Transporte Ferroviario - ARTF), dem TÜV Rheinland, der Deutschen Bahn und Siemens organisiert.

 

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