Auftakt der Deutsch-Indischen Zusammenarbeit zu Normung rund um KI
Indien
Was verbirgt sich hinter dem Begriff Künstliche Intelligenz?
Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet eine Reihe von Technologien, die sich rasch entwickeln und einen vielfältigen Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft bringen können. KI-Systeme können Inhalte, Vorhersagen, Empfehlungen oder Entscheidungen für bestimmte, vom Menschen definierte Ziele hervorbringen. Damit können sie das Umfeld, mit dem sie interagieren – physisch oder digital – beeinflussen. In vielerlei Hinsicht hat KI schon heute Einzug in unseren Alltag gehalten, etwa bei der Buchung von Reisen, Navigation, Werbung oder Musik- und Videostreaming. KI-Systeme können so konzipiert sein, dass sie mit verschiedenen Graden der Autonomie arbeiten. Das birgt eine Vielzahl ethischer und rechtlicher Herausforderungen.
Normen und Standards sind wichtig, damit KI-Anwendungen sicher sind und verlässlich funktionieren. Sie fördern das Vertrauen in die Technologie sowie ihre Zuverlässigkeit, Anwendung und Weiterentwicklung – insbesondere durch kleinere und mittlere Unternehmen (KMU).
Deutsch-Indische Zusammenarbeit zu KI im Rahmen des GPQI
Die Zusammenarbeit zu KI ist im Arbeitsplan 2022 der Deutsch-Indischen Arbeitsgruppe Qualitätsinfrastruktur verankert. Am 29. März 2022 fand ein erster Fachaustausch dazu statt. Dieser wurde gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Normung (DIN), der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE (DKE) und der indischen Normungsbehörde (Bureau of Indian Standards, BIS) organisiert. Deutsche und indische Expert*innen tauschten sich über den aktuellen Stand der KI-Normung und Standardisierung in Deutschland/der EU und Indien aus. Zudem diskutierten sie Anknüpfungspunkte für die Zusammenarbeit auf bilateraler und internationaler Ebene.
Gerhild Roth vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) betonte die Bedeutung von KI für die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland. Gleichzeitig hob sie den verantwortungsvollen Umgang mit KI-Systemen hervor. Deutschland sei eine gemeinwohlorientierte Entwicklung von KI wichtig. Nidhi Khare vom indischen Verbraucherministerium (MoCAF&PD) erklärte, dass Indien daran arbeitet, die transformative Technologie für inklusives Wachstum zu nutzen. Insbesondere könne sich KI positiv auf die Bereiche Landwirtschaft, Gesundheit und Bildung auswirken. Beide Seiten begrüßten, dass der erste Fachaustausch zu diesem relevanten Thema zeitnah nach Unterzeichnung des Arbeitsplans 2022 stattfand.
KI-Normungsansätze und -konzepte auf internationaler Ebene
Katherina Sehnert von DIN präsentierte die Normungsroadmap KI, die im Auftrag des BMWK von DIN und DKE sowie ca. 300 Expert*innen erarbeitet wurde. Die Normungsroadmap setzt die KI-Strategie der Bundesregierung im Bereich der Normung um. Nach der Veröffentlichung der ersten Ausgabe im Jahr 2020 sei die zweite Ausgabe für Ende 2022 geplant. Die zweite Ausgabe setzt neue Prioritäten und formuliert Handlungsempfehlungen für beispielsweise Finanzdienstleistungen, Umwelt oder Energie, so Sehnert.
Sebastian Hallensleben von DKE gab Einblicke in die Entwicklungen der KI-Normung auf internationaler und europäischer Ebene. Im Fokus stand das geplante Gesetz zu KI der Europäischen Kommission, welches eine wichtige Grundlage für die europäische Normungsarbeit zu KI bildet. Das geplante Gesetz soll einen umfassenden Rechtsrahmen für KI darstellen und bereits 2025 in Kraft treten.
Reena Garg von BIS stellte den Stand der KI-Normung in Indien vor. Basierend auf der nationalen KI-Strategie #AIFORALL (Teil 1, Teil 2), die vom Think Tank der indischen Regierung NITI Aayog entwickelt wurde, erarbeitet BIS Normen für die darin enthaltenen Schlüsselbereiche. Dazu gehören: Gesundheit, Landwirtschaft, Bildung, Smart Cities und Infrastruktur sowie Smart Mobility und Verkehrswesen. Garg betonte die Relevanz des Zusammenspiels von Ethik und KI sowie internationaler Normen, die für alle zugänglich sind.
Perspektiven der Industrie auf den Normungsbedarf von KI-Anwendungen
Asna Siddiqui von der National Association of Software and Service Companies (NASSCOM) betonte, dass ein großer Bedarf an KI-Normen für die verschiedensten Anwendungsfälle besteht. Siddiqui stellte das Responsible AI Maturity Assessment Tool vor, dass aktuell von NASSCOM entwickelt wird. Es soll Unternehmen dabei unterstützen, ihren aktuellen Entwicklungsstand rund um KI einzuschätzen und liefert damit nützliche Informationen für Unternehmen, ihre Fähigkeiten entsprechend auszubauen.
Uday Bonu von SAP SE gab Einblicke in die dynamische Entwicklung von KI und die Vielzahl der sich daraus ergebenden Nutzungsmöglichkeiten für die Industrie. Er begrüßte die Deutsch-Indische Zusammenarbeit zu KI-Normung im Rahmen der Arbeitsgruppe. KI-Normen, die im Austausch mit der Industrie, Normungsorganisationen und staatlichen Einrichtungen entwickelt werden, seien notwendig, um den Nutzen von KI für die Gesellschaft zu gewährleisten.
In zwei sich anschließenden Diskussionsrunden betonten die Expert*innen, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, die den verantwortungsvollen Umgang mit KI sicherstellen. Dazu gehöre beispielsweise die Entwicklung von Indikatoren, die die Umsetzung ethischer KI in der Industrie messbar machen. Ein zentraler Diskussionspunkt waren außerdem Anwendungsbeispiele und ihre Rolle in der Entwicklung von Normen, unter anderem auch im Bereich von Hochrisiko-KI-Anwendungen.
Nächste Schritte für die Deutsch-Indische Zusammenarbeit
Der Fachaustausch zeigte, dass Deutschland und Indien in vielen Aspekten der KI-Normung gemeinsame Sichtweisen und Interessen vertreten. Beide Seiten sind sich einig, dass sie sowohl auf bilateraler als auch auf internationaler Ebene weiter zu diesem Thema zusammenarbeiten möchten. Anknüpfungspunkte bestehen beispielsweise bei der Regulierung und Zertifizierung von KI.